Mehr als zehn Prozent konnte der Deutsche Aktienindex DAX seit Jahresbeginn bereits zulegen. Börsenindizes kennen aber nicht nur eine Richtung. Könnten die jüngsten Zeichen darauf hindeuten, dass der Aufwärtsbewegung die Luft ausgeht? Wir haben Stefan Amenda, Head of Equity & Multi Asset der MEAG, um eine Einschätzung gebeten.
Der Aufwärtstrend am Aktienmarkt verliert an Tempo. Auch gute Quartalszahlen boten zuletzt wenig Unterstützung. Anleger machten stattdessen Kasse. Wie geht es Ihrer Ansicht nach weiter?
Nach der deutlichen Aufwärtsbewegung in den ersten Monaten dieses Jahres stellen sich die Marktteilnehmer neu ein und überprüfen ihre Kursziele. Das ist ein völlig normales Szenario. Die Aktien haben seit Jahresbeginn eine positive konjunkturelle Entwicklung vorweggenommen. Mittlerweile haben sie ein Kursniveau erreicht, das nach neuen positiven Impulsen verlangt, um weiter steigen zu können. Die Quartalszahlen sehen wir in der Breite positiv, aber in der Tat ist davon bereits viel in den Kursen eingearbeitet.
Welche Faktoren könnten die Aufwärtsbewegung weiter bremsen?
Belastungen gehen von Lieferengpässen zum Beispiel bei Halbleitern aus, die zu Produktionseinschränkungen in der Automobilindustrie führen. Allerdings sollten sich diese mit der Zeit auflösen. Festzuhalten bleibt: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist stark und treibt die Konjunktur. Das festigt die fundamentale Unterstützung für Aktien.
Insgesamt gehen wir weiterhin von einer konjunkturellen Erholung aus. Unserer Meinung nach können Anleger nach wie vor auf unsere Misch- und vermögensverwaltenden Investmentfonds setzen.
Könnten steigende Zinsen ein Problem werden?
Aufwärtsbewegungen an den Börsen werden meist von einer restriktiven Notenbankpolitik und steigenden Zinsen beendet. Entsprechend verfolgen wir die Kommunikation der Notenbanken sehr aufmerksam. Jüngst hat zwar nicht die Notenbank, jedoch die US-Finanzministerin Janet Yellen die Möglichkeit steigender Zinsen angedeutet. Der Markt hat unmittelbar deutlich reagiert. In diesem Zusammenhang wird gerne das 1,9 Billionen US-Dollar schwere Konjunkturprogramm genannt, das die Inflation treiben könnte. Allerdings ist dieses Paket sehr langfristig ausgelegt und wird seine Kraft nicht über die kurze, sondern erst allmählich über die lange Frist entfalten.
Zuletzt ist die Inflationsrate in den USA mit 4,2 Prozent stark gestiegen, ähnliche Werte könnten auch hierzulande bald folgen. Gibt das zunehmende Preisniveau aus Ihrer Sicht Anlass zur Sorge?
Nein. Auch die derzeitige Inflationszunahme ist eher auf Basiseffekte zurückzuführen. Die Teuerungsrate wird im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat berechnet. Da das Preisniveau vor einem Jahr aufgrund der Pandemie nachgegeben hat, springt die Inflationsrate jetzt an - selbst wenn derzeit überhaupt kein tatsächliches Ansteigen des Preisniveaus zu erkennen ist. Entsprechend sehen wir, wie viele andere, einen Anstieg der ausgewiesenen aktuellen Rate nicht als besonders dramatisch an.
Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen haben seit dem Tiefpunkt von 0,5 Prozent deutlich zugelegt und notieren bei rund 1,6 Prozent. Sind Anleihen auf diesem Niveau wieder attraktiv?
Anleihen sind in unseren Misch- und vermögensverwaltenden Investmentfonds aufgrund ihrer breiten Mischung und Streuung immer ein Thema. Je höher die Renditen, um so attraktiver sind Anleihen bei einem Neuengagement. Wir setzen derzeit aber trotz der etwas gestiegenen Zinsen weniger auf die vergleichsweise niedriger rentierlichen Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA. Wir gehen entsprechend unserer Analysekompetenz gezielt Positionen in Schwellenländern oder ausgewählten Unternehmensanleihen ein. Damit generieren wir einen Zusatzertrag, wovon der Anleger profitieren kann.
Sollten Anleger weiterhin auf Aktien setzen?
Unbedingt, denn auch für Aktien sind wir durchaus zuversichtlich. Schwächere Tage in der Aufwärtsbewegung sind normal und kein Grund für übermäßige Sorge. Insgesamt gehen wir weiterhin von einer konjunkturellen Erholung aus. Unserer Meinung nach können Anleger nach wie vor auf unsere Misch- und vermögensverwaltenden Investmentfonds setzen. Für jeden Anlegertyp halten wir entsprechend seiner Chance-/Risiko-Neigung einen passenden Fonds bereit.