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MEAG Newsletter für professionelle Anleger

"Soziale Aspekte von Forstinvestments sind nicht zu unterschätzen."


Wer denkt beim Stichwort Wald nicht sofort an einen Lebensraum für Flora und Fauna, Biodiversität, den natürlichen Rohstoff Holz oder CO2-Bindung? Kein Wunder also, dass Forstinvestments neben der Aussicht auf weitestgehend unkorrelierte Erträge und Inflationsschutz auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten zunehmend gefragt sind. Dabei stehen bislang vor allem ökologische Aspekte im Vordergrund.

Um das Potenzial der Anlageklasse Forst voll zu erschließen, gilt es aber auch soziale Aspekte umfassend zu berücksichtigen – in Bezug auf Bewirtschaftung, Diversifikation und Risikomanagement.

Wendelin von Gravenreuth
Head of Illiquid Assets Forestry

 

Ökonomie, Ökologie und Soziales als Dreiklang verstehen

Beim Investieren mit nachhaltigkeitsbezogener Anlagestrategie geht es im Kern darum, wie gut und sinnstiftend wir Menschen in Zukunft leben werden. Wichtig ist ferner, dass es neben der ökonomischen Dimension des nachhaltigen Wirtschaftens und Investierens auch eine ökologische und eine soziale gibt. Diese sollten idealerweise einen Dreiklang bilden.

Bei Forstinvestments liegt der Fokus neben dem Renditeaspekt bislang vielfach eher auf ökologischen als auf sozialen Aspekten. Dies kann kaum verwundern. Schließlich bedecken Wälder circa 30 Prozent der Landoberfläche. Das macht sie unter anderem zu einem gigantischen Kohlenstoffspeicher und einem wichtigen Ort für Biodiversität. Walderhalt kann einen positiven Beitrag in Bezug auf Klimawandel und Artenvielfalt leisten.

Ländlichen Regionen Perspektiven bieten

Neben diesen ökonomischen und ökologischen Aspekten haben Forstinvestments auch eine starke soziale Komponente, die in der Betrachtung häufig noch nicht ausreichend gewürdigt wird. Beispielsweise liefern Wälder diverse Leistungen, die für die Menschheit unverzichtbar sind und als Ökosystemleistungen zusammengefasst werden können. Dazu gehört beispielsweise, dass in Wäldern häufig Trinkwasser gewonnen wird oder auch, dass sie Raum für Ruhe und Erholung bieten. Zudem eröffnet die Fortwirtschaft die Möglichkeit, in der dem Wald vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette Arbeitsplätze zu schaffen – vor allem in dünner besiedelten ländlichen Räumen, die meist strukturschwach sind. So eröffnet sie dort lokale Perspektiven für junge Menschen und wirkt dadurch der voranschreitenden Urbanisierung entgegen.

Angesichts dessen kommt dem sozialen Aspekt bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Forstflächen eine hohe Bedeutung zu. Dies hat die MEAG erkannt und ein Programm entwickelt, bei dem je nach Lage der Waldflächen und örtlichen Gegebenheiten individuelle Projekte identifiziert und umgesetzt werden – unter Berücksichtigung der Interessen von Investoren und lokaler Bevölkerung. Diese Projekte werden dann im Rahmen der Jahresplanung der einzelnen Forstbetriebe mit separaten Budgets für ein zielgerichtetes soziales Engagement in ländlichen Regionen versehen. Oft kombinieren diese Vorhaben auch soziale Aspekte mit Tier- und Landschaftsschutz oder der Erhaltung natürlicher Lebensräume. Ein Beispiel hierfür ist die finanzielle Förderung des lokalen Brandschutzes.

Ausbildung fördern und Freizeitangebote stärken

Darüber hinaus gibt es auch viele interessante Projekte, die sich primär sozialen Zielen widmen. So werden zum Beispiel in den USA Stipendien für Jugendliche aus ansässigen Familien oder für die Nachkommen indigener Völker ausgeschrieben, die forstwirtschaftliche Ausbildungsgänge einschlagen wollen. Vielfältige Programme für Schulen geben nicht nur Einblicke in den Umweltschutz, die Bewirtschaftung von Wäldern und die Wertschöpfungskette der Forstindustrie, sondern auch in die damit verbundenen beruflichen Perspektiven. Wichtig ist zudem die Vermittlung weitergehender Informationen für Lehrer und andere Multiplikatoren.

Ein weiteres Feld ist die Nutzung von Flächen für Freizeitaktivitäten. Hierunter fallen zum einen die Zuwegung von Bootsanlegestellen entlang von Flussläufen und die Einrichtung von Parkplätzen oder Wanderpfaden. Zum anderen umfasst dies auch das Management von Wildbeständen sowie die Gewährung von Jagd- und Fischereirechten für Anwohner.

Lokales Denken nicht pauschal anwendbar

Als Asset Manager der Munich Re Gruppe, die seit 2009 auf sechs Kontinenten und in zwölf Ländern in Forst investiert hat, wissen wir bei der MEAG, dass das Verständnis für die Rolle von Wäldern und deren Bewirtschaftung regional sehr unterschiedlich sein kann. Hierbei spielen kulturelle Aspekte eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie etwa ein Blick auf die unterschiedlichen Waldbewirtschaftungspraktiken in den USA und Kontinentaleuropa zeigt: In Europa wird Wald auf derselben Fläche gleichzeitig als Wirtschaftsgut, als Ort der Biodiversität und der Erholung angesehen. Das wäre in dieser Art und Weise in den USA nicht vorstellbar. Dort wird eher eine Fläche stillgelegt und eine andere dafür intensiv genutzt. Insofern ist es ein Trugschluss, unser Denken und unsere Wertevorstellungen eins zu eins auf dortige Verhältnisse übertragen zu wollen – oder allgemeiner gesprochen: Lokales Denken global anwenden zu wollen.

Globale Unterschiede lassen sich auch bei der Forstbewirtschaftung in Anbetracht des Klimawandels erkennen. Der Klimawandel setzt den Wäldern zu, keine Frage. Doch in diesem Zusammenhang zwangsläufig vom großen Waldsterben zu reden und dies monokausal auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen zurückzuführen, wie es in Deutschland verbreitet der Fall ist, greift zu kurz. Vielmehr haben wir es mit einem Ökosystem zu tun, das sich veränderten Gegebenheiten durchaus anpassen kann. Der Wald kann aus eigener Kraft zurückkommen – auch unter widrigsten Umständen. Dieser natürliche Prozess braucht jedoch viel Zeit, die wir vor dem Hintergrund der schnell voranschreitenden Veränderungen nicht haben. Daher sehen wir es als unsere Aufgaben an, die Wälder bei diesem Anpassungsprozess mit Wissen und notwendigen Investments bestmöglich zu unterstützen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass es in manchen Regionen versäumt wurde, rechtzeitig klimastabilere Wälder aufzubauen. Hierzulande hängen wir zu stark am Modell überalterter, gleich alter Wälder. Sinnhafter wäre, das Risiko zu diversifizieren – zum Beispiel durch das Einbringen weiterer, besser an das Klima angepasste Baumarten. Das wurde in der Vergangenheit vernachlässigt.


Kulturelle Unterschiede ermöglichen Diversifizierung

Die genannten Beispiele zeigen, welche Rolle kulturelle Unterschiede und die damit verbundene Herangehensweise an die Forstbewirtschaftung spielen. Ein entsprechendes Verständnis ist für erfolgreiche Forstinvestments entscheidend. Kultur prägt unser Denken, Fühlen und Handeln – mit diesem Werteverständnis schauen wir uns Investments für die MEAG beispielsweise in den USA oder Neuseeland an und bemühen uns, die uns anvertrauten Wälder positiv weiterzuentwickeln.

Die regional unterschiedlichen Ansätze der Bewirtschaftung und sozialen Aspekte sind aus Investorensicht ein wesentlicher, positiver Aspekt der Diversifizierung. Denn Forst bietet dank weitestgehend unkorrelierter Renditen nicht nur als Anlageklasse insgesamt die Möglichkeit, die Risiko-Rendite-Profile von Gesamtportfolios zu optimieren. Auch innerhalb dieser Anlageklasse gibt es Möglichkeiten zur Diversifizierung, etwa nach Art und Alter der Bäume sowie der geografischen Lage und Marktsituation vor Ort – und eben auch nach dem Bewirtschaftungsansatz.

Um dieses Potenzial optimal zu nutzen, bedarf es eines entsprechenden Risikomanagements. Dieses sollte neben finanziellen und ökologischen Aspekten auch soziale Parameter umfassen. Um ein Beispiel zu geben: Das Arbeiten im Wald ist mit gefährlichen Tätigkeiten verbunden, daher sind hohe Standards im Bereich der Arbeitssicherheit nicht verhandelbar. Aber auch andere Faktoren wie die Freizeitnutzung des Waldes wirken sich auf die Arbeit im Forst aus. Das alles gilt es bei der Risikoanalyse und Bewirtschaftung neben ökonomischen und ökologischen Aspekten im Blick zu haben. Global agierende Manager, die über entsprechende Kenntnisse und Ressourcen verfügen, können echten Mehrwert bieten.

Fotos: Christoph Vohler Photographie GmbH

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