Fokus-Thema:
Coronavirus: Rückkehr zur Normalität?

Seit Wochen beschäftigt ein neuartiger Erreger aus der Familie der Coronaviren die Menschen in China und darüber hinaus. Das Land bemüht sich um eine Rückkehr zur Normalität: Viele Unternehmen haben inzwischen ihren Alltag wieder aufgenommen. Im Interview gibt Stefan Amenda, Leiter Multi Asset der MEAG, einen Ausblick auf die wirtschaftlichen Folgen und erklärt, welche Entwicklungen die Kapitalmärkte positiv beeinflussen sollten.

Herr Amenda, das neuartige Coronavirus hält die Menschen, aber auch die Kapitalmärkte rund um den Globus auf Trab. Wie schätzen Sie die Auswirkungen auf die Wirtschaft ein?

Unsere hauseigenen Experten in der Versicherung von Munich Re und ERGO halten uns stets auf dem neuesten Stand, was die Verbreitung und Krankheitsverläufe des Coronavirus angeht. Die Auswirkungen auf Unternehmen und damit auch auf die wirtschaftliche Entwicklung schätzen wir anhand verschiedener Szenarien ein. Die Bandbreite möglicher Folgen ist groß. Die Erfahrung aus vergangenen pandemischen Ereignissen zeigt allerdings, dass die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen überschaubar bleiben dürften – auch wenn das individuelle menschliche Leid groß ist. Allerdings ziehen einige Schutzmaßnahmen erste negative Konsequenzen nach sich. Reisebeschränkungen, Betriebsunterbrechungen oder Produktionsausfälle könnten die arbeitsteilige Wirtschaft belasten. Darauf haben wir ein wachsames Auge.

Wir beobachten die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus genau. In unserem Hauptszenario bleiben die schwersten Auswirkungen regional und zeitlich begrenzt.

Stefan Amenda, Leiter Multi Asset

Bekommen Behörden und Mediziner den Virus in den Griff?

Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Informationen aus China sind nicht immer die verlässlichsten. Die veröffentlichten Fakten und Zahlen sollten auf jeden Fall kritisch hinterfragt werden. Die chinesischen Behörden haben aber zuletzt große Anstrengungen unternommen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und die unmittelbaren Krankheitsfolgen bestmöglich unter Kontrolle zu bekommen. Wir alle konnten in den Medien das riesige Container-Krankenhaus sehen, das die Chinesen innerhalb weniger Tage aus dem Nichts erbaut haben. Die in Europa und Deutschland auftretenden Fälle haben allem Anschein nach einen milden Krankheitsverlauf.

Müssen Sie in dieser Situation die Kapitalanlage defensiver ausrichten?

Wir beobachten die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus genau. In unserem Hauptszenario bleiben die schwersten Auswirkungen regional und zeitlich begrenzt. Am Ende werden für die Kapitalmärkte die positiven Faktoren ausschlaggebend sein, denn die fundamentale Lage ist gut. Wir halten deshalb Kurs, auch weil in der aktuellen Berichterstattung kein Trend auszumachen ist. Stattdessen wechseln sich positive und negative Nachrichten ab. In dieser Situation ist eine extreme Positionierung nicht sinnvoll. Richten wir den Blick in die USA, so löst sich dort gerade ein Unsicherheitsfaktor auf. Das Impeachment-Verfahren gegen Präsident Donald Trump wurde abgewiesen und ist beendet. Somit ist die amtierende US-Administration auf dem besten Weg, weitere vier Jahre regieren zu können. Der Aufschwung des Landes hält an und geht in die nächste Runde.

Gibt es weitere gute Nachrichten für unsere Anleger?

Ja, denn es steht aller Voraussicht nach eine gute Dividendensaison bevor, vor allem in Deutschland. Die Quartalsberichte der Unternehmen dürften die Stimmung der Anleger positiv beeinflussen. Zudem zeigen sich die Zentralbanken weiterhin bereit, die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen. Das sollte den Unternehmen zusätzlichen Rückenwind verleihen. Gegenwind dürften nach wie vor die großen internationalen Handelskonflikte erzeugen, auch wenn sie erwartungsgemäß in den Schatten des US-Wahlkampfs treten. Hinter den Kulissen arbeiten die Verantwortlichen zwar an Lösungen, die bereits greifbare Fortschritte erzielen. Dennoch hoffen wir, dass Europa nicht in den Fokus gerät. Hier verläuft der Brexit planmäßig. An die großen Worte des britischen Premierministers Boris Johnson haben wir uns inzwischen gewöhnt. Nun gilt es, die Bedingungen für eine beidseitig vorteilhafte Beziehung mit Großbritannien auszuhandeln. Ob in der Europäischen Union oder nicht, Großbritannien gehört zu Europa. Vor diesem Hintergrund sollten sich die Verhandlungen auf einem guten Weg befinden.

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