Fokus-Thema:
Konjunkturdelle – ein Kaufsignal?

Nach unten korrigierte Konjunkturprognosen und geringere Auftragszahlen. Dazu schwächere Exporte. Der erfolgsverwöhnten deutschen Wirtschaft ging es schon mal besser. Was das für die Börsen bedeutet und wie sich Anleger verhalten sollten, erklärt Stefan Amenda, Leiter Multi Asset, im Interview.

Aus der Konjunkturdelle droht eine Wachstumsschwäche zu werden. Gewinnwarnungen der Autoindustrie flattern ins Haus und könnten den Märkten zusetzen. Droht der Absturz an den Börsen?

Nein, von einem Absturz kann keine Rede sein. Richtig ist, dass wir es in Deutschland nicht nur mit einer Konjunkturdelle zu tun haben. Wir haben, um im Beispiel der Autoindustrie zu bleiben, einen größeren Umbau vor uns. Klimaschutz, E-Mobilität und das autonome Fahren – wir stehen vor Herausforderungen, auf die wir nicht hinreichend vorbereitet sind. Jetzt muss umgesteuert werden, und zwar schnell. Das gilt nicht nur für die Autoindustrie. In Deutschland ist diese Umsteuerung aufgrund der hohen Bedeutung der betroffenen Branchen für die Gesamtwirtschaft – Autos, Maschinenbau und Chemie – natürlich besonders ausgeprägt.

 

Ich sehe durchaus, dass die Wahrscheinlichkeit von Rücksetzern an der Börse steigt. Stichwörter sind Handelskrieg, konjunkturelle Abschwächung, Italien oder Brexit. Dennoch bin ich optimistisch.

Stefan Amenda, Leiter Multi-Asset

Was stimmt Sie mit Blick auf die Börsenentwicklung zuversichtlich?

„Whatever it takes“ – dieser berühmte Ausspruch Mario Draghis, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, schwebt wieder über den Märkten. Derzeit scheinen viele Marktteilnehmer darauf zu vertrauen, dass die expansive Geldpolitik der Zentralbanken den Ausschlag gegenüber anderen Faktoren geben wird – ganz gleich, was kommen mag. Das erscheint mir etwas überoptimistisch. Ich sehe durchaus, dass die Wahrscheinlichkeit von Rücksetzern an der Börse steigt. Stichwörter sind Handelskrieg, konjunkturelle Abschwächung, Italien oder Brexit. Dennoch bin ich optimistisch, dass wir durch das eine oder andere unruhige Fahrwasser gut durchkommen werden.

Sollten Anleger nun erst einmal abwarten?

Es lässt sich lang und ausdauernd streiten, wieviel der guten oder schlechten Nachrichten bereits in den Kursen steckt. Eine Wachstumsabschwächung ist für den Anleger kein schlechtes Zeichen mehr, wenn sie bereits in den Kursen verarbeitet ist. Derzeit ist es aber seriös schlicht nicht möglich, eine mögliche Rezession abzuschätzen. Für den langfristigen Anleger in vermögensverwaltende Fonds oder Aktienfonds ist es deswegen immer ratsam, investiert zu sein. Langfristig orientierte Anleger können Kursschwankungen und auch Korrekturen leicht aussitzen. Das Abwarten auf eine gute Gelegenheit zum Einstieg bedeutet häufig, nicht zu investieren. Das kann auf die lange Sicht zu deutlich schlechteren Anlageergebnissen führen.

 

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