Der internationale Aktienfonds MEAG GlobalAktien ist bei vielen Anlegern aus einem einfachen Grund beliebt: Er investiert mit großem Erfolg in Zukunftsthemen. Eines davon ist die Halbleiterindustrie. Fabian Bachl, Portfolio Manager Globale Aktien, erläutert die Aussichten und Risiken dieses spannenden Segments.
Die Informationstechnologie (IT) war in den vergangenen 20 Jahren das Maß aller Dinge. Mit einer Rendite von mehr als 12 Prozent pro Jahr ließ diese Branche alle anderen Sektoren hinter sich. In der jüngeren Vergangenheit stach insbesondere das Halbleiter-Segment heraus. In den vergangenen zehn Jahren übertraf dieser Sektor mit mehr als 25 Prozent Zuwachs pro Jahr die knapp 19 Prozent des IT-Sektors insgesamt deutlich.
Und das ist gar nicht verwunderlich. Denn die Halbleitertechnologie wird immer mehr zum Herzstück der digitalen Wirtschaft und unserer vernetzten Welt.
Der Einsatzbereich von Halbleitern reicht inzwischen von Smartphones, PCs und Rechenzentren über die Kommunikationsinfrastruktur bis hin zu Autos und intelligenten Geräten, zum Beispiel in der Industrie. Der Sektor umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette. Das beginnt bei den Herstellern von Maschinen, die für die Halbleiterfertigung verwendet werden. Allein das ist ein Markt, der rund 100 Milliarden US-Dollar Umsatz aufweist. Das niederländische Unternehmen ASML ist der wohl bekannteste Akteur in diesem Bereich und – gemessen am Börsenwert – das drittgrößte Unternehmen Europas.
Fabless-Modell erfolgreicher
Dazu kommen die Chip-Entwickler, wobei hier zwei Geschäftsmodelle zu unterscheiden sind: einmal die reinen Chip-Designer – auch Fabless genannt – wie Nvidia oder AMD, die ihre Produkte extern fertigen lassen, und integrierte Chip- Firmen, die „inhouse“ produzieren, wie Intel.
Und nicht zu vergessen die US-Tech-Riesen wie Apple, Alphabet und Amazon, die Chips für ihre Produkte beziehungsweise Rechenzentren selbst entwickeln. In den vergangenen Jahren hat sich dabei das Fabless-Modell als das erfolgreichere erwiesen. Ermöglicht wurde das durch die weltweit führende Fertigungsexpertise von TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company), dem weltweit größten Chip-Hersteller.
Hinter der rasanten Entwicklung des Halbleitermarktes in den vergangenen Jahren steht ein enormes strukturelles Wachstum. Der globale Umsatz in dem Segment stieg von knapp 150 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 auf über 500 Milliarden US-Dollar in 2023. Dabei hatte jede Dekade ihre eigene Wachstumsstory. In den 2000er-Jahren waren es PCs und Unterhaltungselektronik, das folgende Jahrzehnt war geprägt vom Boom bei Chips für Smartphones und das Cloud Computing. Und während diese Trends weiter bestehen, dominiert in der laufenden Dekade das Thema „Künstliche Intelligenz“. Der Chip-Hersteller AMD geht davon aus, dass 2027 allein der Markt für Prozessoren mit KI-Bezug 400 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Hohe Markteintrittsbarrieren
Neben dem strukturellen Wachstum weist der Sektor allerdings noch weitere für Investoren sehr interessante Eigenschaften auf. Zu nennen ist hier die Komplexität der Technologie und der Fertigungsprozesse. Auf dem leistungsfähigsten Nvidia-Chip zum Beispiel befinden sich unfassbare 98 Millionen Schaltkreise pro Quadratmillimeter. Das stellt eine hohe Eintrittsbarriere für potenzielle Wettbewerber dar. Es kann deshalb auch kaum verwundern, dass das Wettbewerbsumfeld in der gesamten Wertschöpfungskette eine starke Konzentration aufweist. So ist ASML der einzige Anbieter von Lithografie-Systemen für die Produktion von Hochleistungschips – auch Leading Edge genannt –, und TSMC hat einen dominanten Marktanteil bei deren Fertigung.
Doch vor allem spiegeln sich die Innovationskraft, das starke organische Wachstum und die Marktstruktur bei vielen Unternehmen dieser Branche in sehr hohen Margen und Kapitalrenditen wider.
Zyklischer Sektor
Trotz dieser sehr positiven Aussichten birgt der Halbleitermarkt aber auch typische Risken. Das erste Risiko sind die sehr zyklischen Absatzmärkte. Während derzeit ein Nachfrage-Boom bei KI-Komponenten zu verzeichnen ist, befindet sich der Markt für Smartphone-Chips in einer zyklischen Talsohle. Ähnlich verhalten sich die Kurse von Halbleiteraktien. Wer zum Beispiel im Jahr 2004 in Aktien aus diesem Bereich investierte, musste rund zehn Jahre warten, um in die Gewinnzone zu gelangen. Zudem war das Segment zwar der beste Subsektor in den vergangenen 15 Jahren, es gab in dieser Zeit aber auch längere Durststrecken, gepaart mit hoher Volatilität.
Das zweite große Risiko ist die Geopolitik. Der Großteil der Hochleistungschips wird heute in Taiwan produziert. Und hier haben uns die Verwerfungen während der Corona- Pandemie bereits vor Augen geführt, wie fragil globale Lieferketten sein können und wie groß die Abhängigkeit von Produktionsstandorten wie Taiwan, einem globalen Knotenpunkt für die Halbleiterfertigung, sind. Als Konsequenz daraus investieren die großen Volkswirtschaften und deren Regierungen mittlerweile enorme Summen, um die Produktion wieder lokal anzusiedeln, das sogenannte Re- oder Friend- Shoring.
Geopolitische Risiken führen zu Kursabschlägen Zwar verfügt Taiwan, dessen Volkswirtschaft stark auf die Halbleiterindustrie spezialisiert ist, über einen komparativen Kostenvorteil. Doch dieser soll durch entsprechende Subventionen überkompensiert werden, damit die heimische beziehungsweise freundschaftlich verbundene Chip-Industrie wettbewerbsfähig produzieren kann. In dieser Strategie des Re-Shoring spiegelt sich letztlich auch die Risikoeinschätzung des Konflikts zwischen China und Taiwan wider. Wie kritisch dieses Risiko eingeschätzt wird, zeigt sich übrigens auch in den Kursabschlägen dort ansässiger Unternehmen.
Fazit: Halbleiter bilden die Grundlage unserer digitalen Infrastruktur und ermöglichen bahnbrechende Technologien wie die künstliche Intelligenz. Zwar sind die Volatilität des Sektors und die geopolitische Entwicklung Risiken, die Anleger berücksichtigen müssen. Wer diese Risiken in der Vergangenheit aber aushielt, wurde mit hohen Renditen belohnt. Doch vor allem sind die Voraussetzungen für die Fortsetzung dieser Erfolgsstory weiter gegeben.