Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine führen zu unermesslichem menschlichen Leid. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Die Zukunft wird eine andere sein, als wir sie noch vor wenigen Wochen gesehen haben. Das stellt auch Anleger vor die Frage, wie sie damit umzugehen haben. Stefan Amenda, Leiter Multi-Asset, gibt Antworten.
Wie erleben Sie im Portfoliomanagement diesen Krieg?
Wie viele Menschen in Deutschland trifft uns dieser Konflikt sehr direkt, auch weil wir Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine unter uns haben. Gleichzeitig gehen wir weiter unserem Beruf nach, so wie viele andere Mitbürgerinnen und Mitbürger dies auch tun.
Müssen Anleger mit Veränderungen rechnen?
Unsere Aufgabe und unser Ziel ist es, die Gelder unserer Anleger möglichst sicher durch die erheblichen Marktschwankungen zu führen, Risiken zu managen, immer aber auch ein Auge auf die Chancen zu haben. Unsere Anlegerinnen und Anleger erwarten von uns, dass wir ihre Gelder gut managen. Sie können sich darauf verlassen, dass wir dies auch tun, da wir die Fonds aktiv verwalten.
Der Krieg steht im Fokus, auch an den Kapitalmärkten. Sind andere Themen jetzt vom Tisch?
Noch vor einem Monat war Inflation das beherrschende Thema an den Kapitalmärkten. Davor hatte uns vor allem die Pandemie beschäftigt. Jetzt dominiert der Krieg in der Ukraine. Die beiden anderen Themen sind dadurch in den Hintergrund der Aufmerksamkeit geraten, doch sie sind weiter gegenwärtig

Wie schätzen Sie die derzeitige Situation ein?
Der Angriff auf die Ukraine hat unser Weltbild einer im Grunde konstruktiven wirtschaftlichen Kooperation und Zusammenarbeit zwischen Ost und West erschüttert. Nordstream II stand auch für unsere Annahme, dass es trotz aller unterschiedlichen Interessen eine gute und belastbare wirtschaftliche Beziehung geben kann. Diese grundlegende Vorstellung ist derzeit nicht vorhanden.
Sind zuverlässige Prognosen überhaupt möglich?
Ob wir uns auf einen neuen Eisernen Vorhang einrichten müssen, wissen wir nicht. Das grundsätzliche Problem ist derzeit, dass das Spektrum der denkbaren Zustände der Welt sehr breit ist: von der baldigen Normalisierung und Stabilisierung bis zur tektonischen Verschiebung im geopolitischen Kräfteverhältnis.
Was heißt das konkret für den Anleger?
Bei einer großen Bandbreite an hohen Unsicherheiten ist professionelles Portfoliomanagement ein entscheidender Erfolgsfaktor. Dazu gehört auch, dass wir auf veränderte Zustände der Welt schnell reagieren können. Das heißt, wir müssen flexibel in unseren Portfolien aufgestellt sein. Ungeachtet einer Vielzahl von Unsicherheiten lassen sich konkrete Punkte herausgreifen.
Der Angriff auf die Ukraine hat unser Weltbild einer im Grunde konstruktiven wirtschaftlichen Kooperation und Zusammenarbeit zwischen Ost und West erschüttert.
Welche Themen haben Sie im Portfoliomanagement im Blick?
Inflation bleibt weiter ein Thema. Versorgungsengpässe bei Öl und Gas verschärfen die Situation, die gesamte Energiethematik steht auf dem Prüfstand. Die bestehenden Lieferengpässe und Verzögerungen innerhalb von Wertschöpfungsketten haben sich weiter verschärft. Auch das ist nicht neu. Nicht erst seit der Pandemie kennen wir diese Schwierigkeiten. Bereits 2011 infolge des Tsunami in Japan hatte die Wirtschaft damit ernsthafte Probleme. Die Dominoeffekte über die Lieferketten sind zum Teil bekannt, zum Teil aber auch nicht.
Wie schätzen Sie die Folgen der jetzigen Lieferengpässe ein?
Insgesamt, und das ist wenig überraschend, sind Länder nah an Russland und der Ukraine stärker betroffen als diejenigen, die weiter weg liegen. Ungünstig ist dies für Deutschland und andere europäische Länder. Nordamerika und große Teile Asiens dagegen sind weniger betroffen. Bei allen diesen Beobachtungen wird deutlich, dass es neben den Risiken immer auch Chancen gibt.
Wie sollten sich Anleger verhalten?
Knappheiten bedeuten Preissteigerungen, davon lässt sich profitieren. Anleger in den vermögensverwaltenden ERGO und MEAG Mischfonds können sich den Marktturbulenzen nicht ganz entziehen. Dennoch bieten diese Fonds bei hohen Unsicherheiten und Marktschwankungen eine breit diversifizierte und entsprechend risikoausgleichende Geldanlage. Genau dafür sind diese Fonds im Grunde gemacht: Wenn man nicht weiß, was der nächste Tag bringt, und Anleger sich nicht noch zusätzlich mit der Frage beschäftigen wollen: Was muss ich bei meiner Geldanlage beachten? Unsere Arbeitstage im Fondsmanagement sind länger als sonst. Aber es ist unsere Aufgabe, den Überblick so weit wie möglich zu bewahren und für den Anleger vernünftige Entscheidungen zu treffen.