Die jüngsten Zahlen haben es in sich: In den USA ist die Inflation im Mai auf 5,0 Prozent gestiegen, so stark wie zuletzt vor fast 13 Jahren. In Deutschland kletterten die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent nach oben. Geht das Inflationsgespenst wieder um? Womit sollten Kapitalanleger im weiteren Jahresverlauf noch rechnen? Stefan Amenda, Leiter Aktien & Multi-Asset der MEAG, gibt Antworten.
Herr Amenda, die Verbraucherpreise sind stärker gestiegen als angenommen. Die Zentralbanken geraten zunehmend unter Druck, mit Zinserhöhungen zu reagieren. Grund zur Sorge für Anleger?
Die Inflationszahlen waren zu erwarten, auch wenn der Höhe nach die eine oder andere kleinere Überraschung dabei ist. Aber das ist nichts Dramatisches. Mit einer dauerhaft deutlich höheren Inflationsrate rechnen wir nicht. Aus unserer Sicht geht das gerne beschworene Inflationsgespenst nicht um. Der „Spuk“ dürfte bald vorbei sein. Ob die Zentralbanken stark eingreifen, bleibt abzuwarten. Aber selbst bei steigenden Zinsen sind die meisten Unternehmen gut gerüstet, da sie von der konjunkturellen Erholung profitieren. Es gibt andere Themen, die uns aktuell beschäftigen.
Welche Themen sind das?
Wir blicken gespannt darauf, wie es mit der Pandemie weitergeht. Die Auflösung der Lockdowns ist aus wirtschaftlicher Perspektive sehr positiv: Die Produktion läuft an und der internationale Handel nimmt wieder Fahrt auf. All das passiert aber nicht ohne Störungen, insbesondere in den Wertschöpfungs- und Lieferketten. Die Rede ist von Knappheiten bei Rohstoffen und Vorprodukten mit teils kräftigen Preissteigerungen.
Die weltweite Pandemie hat vielen Menschen den Wert unserer globalen Lebensgrundlagen stärker ins Bewusstsein gerufen. Unstreitig ist: Der Klimaschutz hat an Bedeutung gewonnen.
Wird die Inflation also doch noch andauern?
Die genannten Preissteigerungen lösen sich nicht sofort auf. Die Mengen passen sich nicht so schnell an, wie es die deutlichen Preissignale vermuten lassen würden. Bis die Weltwirtschaft ihren Rhythmus wiederfindet, bis alle Räder wieder wie gewohnt ineinandergreifen, braucht es etwas Zeit. Das erklärt zum Teil die steigende Inflation. Wir sehen aber auch relative Preisänderungen mit Gewinnern und Verlierern. Für uns als Kapitalanleger ist das natürlich interessant, weil es Chancen eröffnet.
Bleibt die Pandemie mit ihren Folgen Thema für Kapitalanleger?
Die Pandemie mit ihren Einschränkungen beeinflusst die Einkommens- und Vermögensverteilung, und dies wiederum hat politische Auswirkungen. Für große Teile der Wirtschaft waren die Folgen begrenzt. Stärker betroffen waren dagegen Geschäftsverkehr, Tourismus, Veranstaltungen, Hotellerie und Gaststätten. In diesen Bereichen waren bzw. sind die Folgen durchaus dramatisch. Nicht aber für die Gesamtwirtschaft. Andere, bereits vorhandene Themen haben sich inzwischen stärker nach vorne gedrängt.
Was rückt nun mehr in den Fokus?
Der Klimaschutz. Die weltweite Pandemie hat vielen Menschen den Wert unserer globalen Lebensgrundlagen stärker ins Bewusstsein gerufen. Unstreitig ist: Der Klimaschutz hat an Bedeutung gewonnen. Auch die Digitalisierung hat noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht. Im Lockdown haben viele Unternehmen erkannt, wie wichtig die Verfügbarkeit elektronischer Endgeräte sowie schnelles, flächendeckendes Internet sind, um den Geschäftsbetrieb zu erhalten. Für uns als Kapitalanleger sind diese Veränderungen sehr interessant: Sie zeigen nachdrücklich die Anpassungs- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen, um von Veränderungen zu profitieren.
Profitieren davon auch die Anleger?
Jede Veränderung kennt Gewinner! Wer sich intensiv mit den Veränderungen beschäftigt, wird viele Chancen erkennen. Diese können auch private Anleger nutzen, die sich nicht selbst mit den komplexen Zusammenhängen auseinandersetzen möchten – mit unseren Investmentfonds. Damit engagieren sie Profis und setzen zugleich auf eine breite Mischung mit sorgsam selektierten Titeln. Auf die lange Sicht haben Anleger damit gute Chancen auf eine überdurchschnittliche Entwicklung ihrer Investments.