Der erneute Lockdown zehrt an den Nerven der Bevölkerung. Die Kapitalmärkte hingegen scheint die Pandemie kaum zu interessieren. Im Gegenteil: Sie sind gut ins Jahr 2021 gestartet. Die Börsenindizes befinden sich auf Rekordjagd. Wie das zusammenpasst, erklärt Stefan Amenda, Head of Multi Asset der MEAG.
Herr Amenda, die Börsenindizes jagen neue Rekorde, der DAX hat bereits die 14.000-Punkte-Marke geknackt. Und das mitten in der weltweiten Pandemie. Wie erklären Sie sich das?
Auf den ersten Blick ist dies in der Tat erstaunlich. Wer jedoch genauer hinschaut, findet eine Reihe positiver Faktoren, die unmittelbar mit der Pandemie zusammenhängen. So profitieren beispielsweise die deutschen Automobilhersteller von der Erholung in Südostasien, vor allem in China. In allen westlichen Industrieländern sehen wir derzeit eine sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik. Und der neue US-Präsident will ein beispielloses Konjunkturpaket mit 1,9 Billionen US-Dollar auf den Weg bringen.
Wie sieht die gesamtwirtschaftliche Lage aus?
Die weltweite Nachfragesituation ist intakt. Auch wenn das eingeschränkte öffentliche Leben und die geschlossenen Geschäfte einen anderen Eindruck vermitteln. Gleichzeitig sehen wir, insbesondere in Deutschland, eine höhere Ersparnis. Das liegt zum einen am zurückgestellten Konsum, der bereits in den Kursen verarbeitet ist. Zum anderen an der anhaltenden Nachfrage nach Substanzwerten, Aktien und Immobilien. Ein gesamtwirtschaftlich negatives Szenario für Deutschland wäre wenn eher auf der Angebotsseite zu erwarten. Und zwar dann, wenn Produktionsstätten schließen müssten.
Verfügbare Gelder, die jetzt auf Giro- und Sparkonten aufgelaufen sind, da sie nicht für den Konsum benötigt werden, lassen sich chancenreicher anlegen.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Kapitalmärkte ein?
Nach der Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate, insbesondere seit Jahresanfang, sind Rücksetzer möglich. Die grundsätzlich positive Perspektive dürfte anhalten. Unsicherheiten aber bleiben: Die Impfkampagne mit Blick auf die Virus-Mutationen ist ein Faktor. Ein anderer sind die zuletzt gestiegenen Zinsen, in den USA von 0,9 auf fast 1,5 Prozent bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen. Und auch die Zinsen der zehnjährigen Bundesanleihen sind von minus 0,6 auf minus 0,25 Prozent gestiegen. Sollten die Zinsen im weiteren Jahresverlauf noch deutlicher und vor allem in kurzer Zeit steigen, wäre dies ein Risiko für die Kapitalmärkte. Davon gehen wir nicht aus. Die Notenbanken werden alles tun, um dagegen zu halten. Aber das Risiko ist gestiegen und wir haben darauf ein sehr wachsames Auge.
Wie sollten sich Anleger in der aktuellen Lage verhalten?
Wir sind zuversichtlich, dass wir, mit dem einen oder anderen Rücksetzer, auf dem erfolgreichen Weg weiter vorankommen. Weiter so – dann werden wir diese weltweite Pandemie besiegen. Langfristig orientierte Anleger sollten daher an ihrer Anlagestrategie festhalten. Verfügbare Gelder, die jetzt auf Giro- und Sparkonten aufgelaufen sind, da sie nicht für den Konsum benötigt werden, lassen sich chancenreicher anlegen. Passende Produkte finden Anleger mit langfristiger Perspektive mit den ERGO Vermögensmanagement-Fonds.